Das RKW hat sich im Dritten Reich von den Nazis instrumentalisieren lassen und seinen Charakter als Selbstverwaltungseinrichtung der Wirtschaft verloren. Mitte der 1990er Jahre hat es seine Geschichte von einem Historiker aufarbeiten lassen, der in seinen Aufsatz auch klar formuliert, dass sich das RKW nach dem Krieg neu positionierte und zu seiner Ursprungsidee der Unterst?tzung der Unternehmen zur?ck kehrte.

?Schon aufgrund seiner Stellung zwischen Staat und Wirtschaft war das RKW f?r die nationalsozialistische Umgestaltung der Privatwirtschaft von Interesse?, schrieb Manfred Pohl 1996 in seinem Aufsatz zur RKW-Geschichte. "Es bewegte sich auf einem schmalen Grat: Einerseits war es ein eigenst?ndiger Verein, andererseits erhielt es erhebliche Gelder vom Staat, ?ber deren Verwendung das Reichswirtschaftsministerium mitbestimmte. Mit dieser engen Anbindung an den Staat erschien es f?r die nationalsozialistischen Machthaber als ein ?geeignetes Instrument, um die Wirtschaft st?rker unter Kontrolle zu bekommen? (M. Pohl). Das RKW leistete dagegen keinen Widerstand, sondern erwies sich als ?williger Vollstrecker? (D. Goldhagen) der nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik.

Gleichschaltung und F?hrerprinzip

1934 bestimmte das Reichswirtschaftsministerium den Ingenieur Georg Seebauer zum Leiter des RKW. Er blieb weiterhin auch Leiter des Amtes f?r Technik bei der Reichsleitung der NSDAP. 1938 erlie? das Reichswirtschaftsministerium (RWM) eine neue Satzung, nach der der Leiter des RKW gegen?ber dem RWM verantwortlich war. Bisher selbst?ndige Aussch?sse und Gruppen wurden dem RKW unterstellt, Seebauer wurde auch ihr Leiter .

1943 wurde Seebauer zum Reichsministerium f?r R?stung und Kriegsproduktion abkommandiert und ?bernahm im Januar 1944 die Leitung des Produktionsamts f?r Verbrauchsg?ter im Speer-Ministerium (RKW-Nachrichten Jan. 1944). Das RKW wurde damit faktisch in das Ministerium f?r R?stung und Kriegsproduktion ?bernommen (G. Aly, 1993). Diese Konstellation belegt, wie stark das RKW in die Kriegswirtschaft des NS-Regimes eingespannt wurde.

Leistungssteigerung f?r die Kriegswirtschaft

1939 wurde ein ?Reichsauschuss f?r Leistungssteigerung? gegr?ndet, nachdem Hermann G?ring als Beauftragter f?r den Vierjahresplan die Lenkung der Leistungssteigerung der Wirtschaft und jeder Arbeitskraft dem Reichwirtschaftsministerium ?bertragen hatte, das seinerseits diese Aufgabe an das RKW und seinen Leiter delegierte. Die Durchsetzung von Normen und Typisierung gewann angesichts der Kriegsvorbereitungen noch gr??eres Gewicht. Die Vermeidung von ?Verlustquellen? durch Energieeinsparung und effiziente Nutzung der knappen Rohstoffe, Arbeits- und Zeitstudien, das ?Verpackungswesen? und die ?Mitwirkung der Gefolgschaft? waren die wesentlichen Punkte im ?Sofortprogramm zur Leistungssteigerung?, das der RKW-Leiter 1940 verk?ndete.

Besonders gro?es Gewicht legte der Vierjahresplan auf einheitliche Grunds?tze im Rechnungswesen. Der von Professor Eugen Schmalenbach entwickelte Kontenrahmen wurde 1937 per Erlass verpflichtend, f?r einzelne Branchen und Bereiche wurden eigene Buchhaltungsrichtlinien und Kontenrahmen vom RKW entwickelt und ver?ffentlicht. 1937 wurde der Reichsausschuss f?r Betriebswirtschaft beim RKW gegr?ndet, der den Erlass vorbereitete und das vereinheitlichte Rechnungswesen propagieren sollte. Als Bundesausschuss f?r Betriebswirtschaft etablierte er sich 1953 neu und existiert bis heute als Beirat Unternehmensf?hrung und Innovation.

Entjudung der Wirtschaft und ?Wirtschaftlichkeit des Warschauer Ghettos?

Strukturuntersuchungen und Betriebsvergleiche hatte das RKW schon in den 1920er Jahre gemacht, jetzt wurden sie in den Dienst der Nazis gestellt: 1938 im Saarland und 1939 in der ?Ostmark? (?sterreich) untersuchte das RKW Wirtschaftsstruktur und Branchen mit dem Ziel, j?dische Gesch?fte zu schlie?en. Daf?r taxierte das RKW sehr gr?ndlich ihre Rentabilit?t (S. Friedl?nder, 2007). Der Leiter des RKW, Seebauer, rechtfertigte die Schlie?ung kleiner Unternehmen in den RKW-Nachrichten 1939 damit, dass es ihnen an Unternehmereigenschaften mangele und so die Gro?betriebe die dringend ben?tigten Arbeitskr?fte bek?men.

In den besetzten Gebieten unterhielt das RKW Zweigstellen, auch in Krakau im Generalgouvernement. 1940 und 1941 erstellte das RKW in Krakau Wirtschaftlichkeitsberechnungen f?r das Warschauer Ghetto. Das RKW analysierte n?chtern, dass die Ausschaltung der Juden aus der Wirtschaft den nicht-j?dischen Unternehmen Vorteile br?chte, aber der ?j?dische Wohnbezirk (j.W.)? nicht wirtschaftlich zu erhalten sei, da die Bewohner weder Miete noch Steuern zahlen k?nnten. F?r Lebensmittel sei sogar ein j?hrlicher Zuschuss von 55 Millionen Reichsmark erforderlich, ?wenn man die Insassen des j. W. am Leben erhalten will?. (RKW 1941: Die Wirtschaftsbilanz des j?dischen Wohnbezirks in Warschau , zitiert bei G.Aly/S.Heim, 1993).

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