Die Fachbeir?te, wie sie heute im RKW ?blich sind, entstanden Mitte der 1950er Jahre. Sie waren (und sind) die Beratungsgremien f?r die entsprechenden fachlichen Organisationseinheiten des RKW: 1954 waren dies Betriebstechnik, Betriebswirtschaft und Arbeitswissenschaft. Bedingt durch die unterschiedliche Entwicklung dieser drei urspr?nglichen Dimensionen von Rationalisierung haben sie sich sehr verschiedenen entwickelt.

Die Satzungen des RKW erlaubten stets die Bildung von Aussch?ssen und Gremien, ihre Aufgaben waren aber nicht definiert. Entsprechend der Auffassung, dass das RKW keine eigenen Arbeiten zur Rationalisierung durchf?hren sollte, waren die Aussch?sse vorrangig dazu gedacht, bestimmte Fragen der Rationalisierung in Gemeinschaftsarbeit zu einer L?sung zu bringen. Erst die Satzungs?nderung 1954 erlaubte dem RKW, selbst aktiv zu werden. Die Rolle der Beir?te als Beratungsgremien f?r das RKW wurde jedoch erst 1971 in der Satzung verankert. Aufgaben, Arbeitsweise und Berufungsverfahren legte 1997 eine Rahmengesch?ftsordnung f?r die Beir?te einheitlich fest, die Regelungen sind seither im Grundsatz gleich geblieben.

Im Laufe der Jahrzehnte bildete das RKW Beir?te und Aussch?sse f?r verschiedene Anliegen, beispielsweise die eigene Publizistik. Dann b?rgerte es sich ein, f?r jedes Vorhaben einen Projektbeirat zu berufen. Mitte der 1990er Jahre ver?ffentlichte das RKW eine ?bersicht seiner Beir?te und Aussch?sse und kam auf die stolze Zahl von 37. Heute bestehen vier Fachbeir?te analog zu den vier thematischen Organisationseinheiten. Sie und ihre Geschichte sollen hier skizziert werden.

Der Beirat Unternehmensf?hrung und Innovation

Im Bereich Technik, der Ur-Dom?ne der Rationalisierung, haben Fachorganisationen wie die AWF (Arbeitsgemeinschaft f?r wirtschaftliche Fertigung) oder der DNA (Deutscher Normenausschuss, heute DIN) eine l?ngere Geschichte als das RKW, ihre Anbindung an das RKW war zu den verschiedenen Zeiten unterschiedlich eng. Rationalisierungsgemeinschaften und Aussch?sse wie der Reichausschuss f?r Lieferbedingungen (RAL) entstanden je nach Bedarf. Sie waren die ?Rationalisierungstr?ger?, das RKW selbst mischte sich nicht ein, sondern verbreitete die Ergebnisse der Gemeinschaftsarbeit dieser Gruppen. Im Feld Technik entstanden die Organisationen nach 1945 als eigenst?ndige Vereine neu. Der 1954 gebildete Gesch?ftsbereich Betriebstechnik des RKW st?tzte sich auf diese Fachorganisationen. Im Beirat Technik waren sie vertreten, ebenso ingenieurwissenschaftliche Institute und Praktiker aus Unternehmen.

Mitte der 1920er Jahre trat neben die technische auch die betriebswirtschaftliche Rationalisierung, wurde 1926 die AWV -Arbeitsgemeinschaft f?r wirtschaftliche Verwaltung gegr?ndet, die ebenfalls als eigener Verein 1950 neu entstand. F?r den Bereich Betriebswirtschaft im ?neuen? RKW wesentlich wichtiger war jedoch der Reichsausschuss f?r Betriebswirtschaft, der 1937 gegr?ndet worden war, um eine einheitliche Kontenf?hrung in den Unternehmen durchzusetzen. Im Juli 1953 gr?ndete er sich neu als Bundesausschuss f?r Betriebswirtschaft (BBW) unter bewusster Ankn?pfung an den Vorg?nger. Damit sei der ?organisatorische Einbau der betriebswirtschaftlichen Materie in das Gesamtsystem der RKW-Arbeit? sichergestellt und sei die Kontaktstelle entstanden, ?bei der die Praxis mit der Wissenschaft und Beh?rden zu objektiver Beratungs-und Begutachtungst?tigkeit zusammengef?hrt wird? (Rationalisierung 10/1953, S. 285). Mit dem Unternehmer und Bundestagsabgeordneten Dr. Curt Becker hatte der Beirat einen selbstbewussten und ?u?erst aktiven Vorsitzenden, der dieses Ehrenamt von 1953 bis 1981 innehatte.

Der BBW, dem ?berwiegend Unternehmensvertreter angeh?rten, wurde 1956 als Beirat f?r den Gesch?ftsbereich Betriebswirtschaft etabliert. Damit nahm er eine Sonderstellung unter den Fachbeir?ten ein, denn als Rationalisierungs-Gemeinschaft verstand er sich als derjenige, dem ?die Entwicklung der grunds?tzlichen Aufgabenstellungen (der betriebswirtschaftlichen Rationalisierung) obliegt, ? der als fachliches Steuerungs-und Beratungsgremium f?r alle betriebswirtschaftlichen F?rderma?nahmen des RKW wirkt.? (Gesch?ftsbericht 1966 in Rationalisierung 8/66, S. 186).

In den 1970er Jahren wandelte sich das Verst?ndnis von betriebswirtschaftlicher und technischer Rationalisierung. Sie wurden nicht l?nger als zwei verschiedene Bereiche angesehen, sondern wuchsen zunehmend zusammen. Trotzdem bestanden im RKW zwei Beir?te: BBW und Beirat Technik, analog zu den damaligen Abteilungen. Mit dem Ausscheiden der beiden Abteilungsleiter wurden die Abteilungen Mitte der 90er Jahre unter dem Namen ?Unternehmensf?hrung und Organisation? zusammengelegt. Der BBW vollzog die Fusion erst 2007 und hei?t seit dem ?Fachbeirat Unternehmensf?hrung und Innovation?.

Der Fachbereich hatte in den n?chsten Jahren eine wechselvolle Geschichte: Ab 2003 hie? die Abteilung in Anlehnung an die alten Begriffe ?Betriebswirtschaft und Technik? (BWT). Mit der Umstrukturierung des RKW und der Einrichtung des RKW Kompetenzzentrums 2006 entstand daraus der Fachbereich ?Best Practice -Betriebliches Innovationspotenzial in Produktion und Dienstleistung?. F?r den Bereich Handel war schon einige Jahre zuvor ein eigener Fachbeirat eingerichtet worden, der in diesem Fachbereich angesiedelt wurde. 2013 wurde der Dienstleistungsbereich mit dem Bereich Bau zu einer eigenen Abteilung und der Fachbereich in ?Innovation? umbenannt. Im Laufe des Jahres 2015 wurde er aufgel?st und die Themen anderen Fachbereichen zugeordnet. Seit November 2019 ist er als Fachbereich ?Digitalisierung und Innovation? neu aufgestellt. Gleichzeitig lief die vierj?hrige Berufungsperiode der Beiratsmitglieder aus, so dass der Beirat Unternehmensf?hrung und Innovation nun auch von seinen neu berufenen Mitgliedern her der Aufgabenstellung des Fachbereichs entsprechen kann. Zum Beirat Unternehmensf?hrung und Innovation

Der Beirat RG-Bau

Branchenbezogene Rationalisierungs-Gemeinschaften (RG) hatte es auch schon in den 1920er Jahren gegeben, beispielsweise f?r den Handel. Aber ausgerechnet f?r die Bauwirtschaft, die sich stark an rationellen Bauverfahren aus den USA orientiert hatte, wurde erst 1952 auf Initiative der Bayerischen Bauwirtschaft eine Rationalisierungs-Gemeinschaft gegr?ndet: die RG-Bau. Sie war anfangs Bestandteil des Architekten-und Ingenieurverbandes im VDI, und wurde 1956 in das RKW, in den Gesch?ftsbereich Technik, integriert. Daraus ergaben sich Konflikte, denn der Gesch?ftsf?hrer der RG-Bau war nun dem Gesch?ftsf?hrer des RKW-Gesch?ftsbereichs unterstellt.

Die RG Bau unterhielt ihrerseits fachliche Aussch?sse und Obm?nner in den L?ndern, gliederte sich in sechs Referate in den zwei Abteilungen Bauwirtschaft und Bautechnik. Rund ein Drittel ihres Jahresetats bestritt sie aus eigenen Einnahmen oder Zusch?ssen. (Potthoff, E. (1965) Gutachten ?ber Aufgaben und Organisation des RKW, Bd. 2 S. 94 ff/ Bd. 3, Anlage 1b)

Die RG-Bau firmierte nach ab 2013 zeitweilig als eigene Abteilung, zusammen mit dem Thema Handel und Dienstleistungen. Diese branchenbezogene Trennung von den eigentlichen Rationalisierungsthemen Technik, Betriebswirtschaft und Arbeitsgestaltung hat sich nicht bew?hrt, der Beirat Handel wurde aufgel?st. Heute ist die RG-Bau eine Stabsstelle im RKW Kompetenzzentrum, die die Fachthemen Innovation und Digitalisierung, Arbeitsgestaltung und Fachkr?ftesicherung sowie Unternehmensgr?ndung unter dem Gesichtspunkt der Bauwirtschaft bearbeitet.

Der Beirat ist traditionell einer der gr??ten und nimmt bis heute seine neutrale Plattformfunktion f?r die Sozialpartner, Wissenschaft, Politik und Praktiker wahr. Anders als in den beiden zuvor genannten bilden die Verb?nde die Mehrheit der Beiratsmitglieder, deren Vorsitzender aber stets ein Unternehmensvertreter war und ist. Zum Beirat RG-Bau

Der Beirat Mensch und Arbeit

Ankn?pfend an Arbeiten Anfang der 1930er Jahre gr?ndete das RKW 1951 eine Rationalisierungs-Gemeinschaft ?Mensch und Arbeit?. In dieser losen Vereinigung fanden sich betriebspsychologische Forschungsinstitute, die bereits 1931 beteiligt gewesen waren, aber auch Neugr?ndungen und Praktiker aus gro?en Unternehmen zusammen. Ebenso waren aber auch beispielsweise mit REFA (1924 als Reichsausschuss f?r Arbeitszeitermittlung gegr?ndet, heute Verband f?r Arbeitsstudien und Betriebsorganisation e. V.) diejenigen vertreten, die aus einer psychotechnischen, von Ingenieuren getriebenen arbeitswissenschaftlichen Tradition kamen. Ein dritter Einflussfaktor war die amerikanische Human-Relations-Bewegung, die sich in den TWI-Arbeitskreisen manifestierte. TWI stand f?r ?Training within Industry?, das RKW ?bernahm an mehreren Orten die Gesch?ftsf?hrung der TWI-Arbeitskreise (beispielsweise in Stuttgart und Hannover). Die Weiterbildungsangebote der TWI-Kreise waren inhaltlich nahe an denen von REFA, auch darin lag Konfliktpotenzial und ein Grund f?r die im europ?ischen Vergleich geringen Erfolge des TWI-Konzepts in der Bundesrepublik (vergl. Ruth Rosenberger (2008): Experten f?r Humankapital). In den 1960er Jahren verschob sich das Interesse zugunsten industriesoziologischer Fragen, wenn es beispielsweise um die Folgen des technologischen Wandels ging. Die RG Mensch und Arbeit schlief ein.

Die Amerikaner forcierten in den den Marshallplan (ERP) begleitenden Programmen die Beteiligung der Gewerkschaften, wenn sie auch dem westdeutschen Weg der Mitbestimmung gegen?ber skeptisch waren. In der RG Mensch und Arbeit vertrat Arbeitsdirektor Adolf Jungbluth einerseits die Gewerkschaften und andererseits genau diesen Weg der (Montan-)Mitbestimmung. Als das RKW 1950 Produktivit?tszentrale wurde und ebenso nach 1954 in den Produktivit?tsprogrammen der Bundesregierung aus ERP-Mitteln, musste in jedem Projekt nachgewiesen werden, dass Gewerkschaften beteiligt waren. Dieses sicherzustellen war eine Aufgabe des 1956 gegr?ndeten Fachbeirats des Gesch?ftsbereichs ?Arbeitswirtschaft?, dem jeweils sechs Vertreter der Gewerkschaften, der Arbeitgeber und der Ministerien (Bund und L?nder) angeh?rten. Denn der Beirat begutachtete die vorgeschlagenen Projekte und empfahl sie der Bundesregierung zur F?rderung. Die RG Mensch und Arbeit ?bernahm dagegen mit einer Reihe von Arbeitskreisen die  Bearbeitung konkreter Fragen wie Besch?ftigung ?lterer Mitarbeiter oder Frauenarbeit.

Im Themenfeld Mensch und Arbeit bzw. Arbeits- und Sozialwirtschaft waren Arbeiten des RKW ?berwiegend ?berbetrieblicher, oft grunds?tzlicher Art. Konkrete Handlungsempfehlungen f?r Unternehmen wurden erst etwa seit Mitte der 1980er Jahre entwickelt. Der Fachbereich, ?ber viele Jahre die Abteilung ?Arbeits-und Sozialwirtschaft?, (ASW) wurde 2006 umbenannt in ?Kompetenzentwicklung unter den Bedingungen des demografischen Wandels?, 2015 dann zu ?Unternehmensentwicklung und Fachkr?ftesicherung? mit den entsprechenden Themen der aufgel?sten Abteilung Innovation und hei?t seit 2019 ?Fachkr?ftesicherung?. Der Beirat ASW erhielt 2007 seinen urspr?nglichen Namen ?Mensch und Arbeit? zur?ck.

In keinem anderen Beirat spielte die sozialpartnerschaftliche Ausrichtung eine solche Rolle ? bis auf den heutigen Tag. So hat der Beirat traditionell zwei Vorsitzende, je ein Gewerkschaftsvertreter und ein Vertreter der Arbeitgeberseite, die sich j?hrlich im Vorsitz abwechselten. Dass die beiden derzeitigen Vorsitzenden von dieser Tradition abweichen und den Beirat gemeinsam leiten wollen, zeigt auch, wie viel entspannter die Sozialpartnerschaft heute gelebt werden kann. Zum Beirat Mensch und Arbeit

Der Beirat Gr?ndung

Unternehmensgr?ndungen waren f?r das RKW in den 20er Jahren gar kein Thema und in der jungen Bundesrepublik ein Randthema, auch wenn die Landesorganisationen Gr?nderinnen und Gr?nder schon fr?h berieten und begleiteten. Fahrt nahm das Thema in den 1990er Jahren auf, als die Innovationsf?higkeit der deutschen Wirtschaft in Frage gestellt und eine Verbesserung in der F?rderung von jungen Hightech-Unternehmen gesehen wurde. Es setzte sich nur allm?hlich die Erkenntnis durch, dass die F?rderung von Unternehmensgr?ndungen voraussetzungsreich ist. Mitte der 1990er Jahre waren es vor allem Fragen der Finanzierung und des Risikokapitals, die Innovatoren hinderten. Gleichzeitig entwickelte sich eine unterst?tzende Infrastruktur, und es wurden innovative Ans?tze f?r Unternehmensgr?ndungen ausprobiert. So lief ?ber Jahre erfolgreich ein RKW-Programm ?Gr?nden im Team?, das komplement?re Kompetenzen von Gr?ndungsinteressierten zusammenf?hren wollte.

In der steigenden Arbeitslosigkeit der 1990er Jahre wurden Existenzgr?ndungen aus der Not massiv gef?rdert, was seitens des RKW kritisch gesehen wurde. Seitdem sind Gr?ndung und ?bernahme von Unternehmen viel st?rker ins Bewusstsein ger?ckt, so ist den letzten beiden Jahrzehnten die Anzahl der Lehrst?hle f?r Entrepreneurship an deutschen Hochschulen stark gestiegen. Seit 2010 ist Unternehmensgr?ndung auch im RKW ein Thema, das vor allem an die Gr?ndungskultur und die Unterst?tzungs-Infrastruktur in den Gr?ndungs?kosystemen adressiert ist. Zudem wird das weltweite Gr?ndungsgeschehen im Vergleich zur nationalen Gr?ndungsaktivit?t und den f?rdernden Rahmenbedingungen beobachtet und analysiert. 2014 wurden ein Fachbereich ?Gr?ndung? und der gleichnamige Fachbeirat eingerichtet. Zum Fachbeirat Gr?ndung

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